„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

Was ist von der modernen Theologie zu halten?

Ich bin dafür gerügt worden, dass ich mich nur mit bestimmten christlichen Auffassungen beschäftige, aber nicht mit der modernen Theologie. Dies würde den - angeblich falschen - Eindruck erwecken, dass ich "das Christentum an sich" widerlegen würde, während ich doch nur fundamentalistische und/oder veraltete Auffassungen kritisiere. Aber die moderne Theologie sei über derlei Einwände längst erhaben, meine Kritik würde sie verfehlen und sie hätte mehr zu bieten als veraltete und falsche Ansichten. Darin ist zwar eingestanden, dass ich meine Kritik des Fundamentalismus in etwa richtig liege, aber insgesamt eben doch falsch, weil ich nur einen eigentlich ohnehin obsoleten Teil des Glaubens "unter die Lupe" nehme.

 

Darin verbirgt sich die Behauptung, dass es eben doch gute Gründe für den Glauben gibt, aber nicht die, die ich auf dieser Website betrachte und die ich damit sogar mit einer gewissen Berechtigung ablehne. Ich müsse mich eben mit der modernen Theologie beschäftigen, zum einen, weil diese durchaus die Kritik am (Bibel-)Fundamentalismus mit mir teile, zum anderen, um meinen falschen Eindruck zu korrigieren und nicht mehr den (falschen) Eindruck zu erwecken, ich kritisiere "das Christentum". 

1. "Das Christentum" - eine Fiktion

Richtig daran ist: "das Christentum" kann man nicht kritisieren, weil es das überhaupt nicht gibt! Man müsste von einer Vielzahl "individueller Christentümer" sprechen, die sich zum Teil erheblich voneinander unterscheiden. Es ist mir noch nicht gelungen - selbst unter Katholiken, die immerhin ein einheitliches Lehramt haben  [1]- zwei Menschen zu finden, die in etwa dasselbe glauben.

 

Man muss sich natürlich fragen, warum die modernen Theologen den einfachen, manchmal als "primitiv" geschmähten Glauben nicht selbst öffentlich kritisieren, sondern dies fast gänzlich den Außenseitern überlassen. Es erhebt sich der Verdacht, dass dahinter gute Gründe stecken, etwa die, dass man die Mehrheit der Gläubigen nicht verprellen möchte, lebt man doch selbst von den Pfründen, die einem diese Gläubigen Kirchensteuerzahler bieten. Aber diesen Verdacht beiseite (Verdacht kommt von verdenken), man wundert sich schon, warum das Feld "Internet" nicht von den modernen Theologen genutzt wird, um ihre "richtigen" Ansichten gegen "falsche" Überzeugungen zu verteidigen - am Geld und an der Ausstattung kann es nicht liegen. Allerdings, so kann man einwenden, liegt der Fall in der Wissenschaft durchaus ähnlich, die Anzahl von Wissenschaftlern, die ein Laienpublikum bedienen, ist auch hier durchaus gering.

 

Das ich die "moderne Theologie" nicht kritisiere, hat aber eben auch Gründe, die mit zwei Eigenschaften dieser Theologie zu tun haben. Mein Unwillen, die moderne Theologie zu kritisieren, liegen nicht in meinem Mangel an Verständnis derselben begründet, sondern eben an diesen beiden Eigenschaften. Es liegt an der Abgehobenheit vom Glauben und als Folge dessen der Irrelevanz der modernen Theologie für das Glaubensleben der Mehrheit der Christen. 

2. Abgehobenheit

Viele Leser meiner Website finden diese zu kompliziert und teilweise zu abgehoben, um für ihren Glauben relevant zu sein. Die Abgehobenheit ließe sich noch mühelos steigern, wenn ich anfinge, die moderne Theologie zu kritisieren. Die Sprache moderner Theologen ist überaus kompliziert, teilweise sogar bizarr, und die behandelten Themen entziehen sich schon einer einfachen Darstellung. Eine Kritik müsste dieser Darstellung folgen und wäre ebenso abgehoben! 

Ich schreibe meine Website für ein großes Lesepublikum und nicht zur Auseinandersetzung mit einem Fachpublikum. Ich möchte eher Fragen bearbeiten, die nachvollziehbar sind, und das soll auch für meine Kritik gelten. Schon in meiner Kritik am 
Theistischen anthropischen Prinzip habe ich den Horizont vieler Leser deutlich überschritten. Ein Argument aber, dass nicht verstanden wird, verfehlt sein Ziel, mag es noch so gut sein. Ich könnte mich nun mühelos in einer Auseinandersetzung mit den Fachleuten verzetteln, die Folge wäre, dass viele Leser meine Website verlassen mit dem Gefühl, da betreibe einer geistige Onanie. Vielleicht, so könnte ich boshafterweise spekulieren, ist dies auch Sinn der Aktion: Mich so zu beschäftugen, die moderne Theologie bis in ihre feinsten Verästelungen hinein zu verstehen, so dass ich nicht mehr dazu komme, Menschen von ihrem einfachen Glauben abzubringen, weil ich den Weg vor lauter Wegweisern nicht mehr sehe ... aber so boshaft muss man nicht sein. 

Mir fehlt es teilweise auch an der Lust, mich so tief in die Materie der modernen Theologie einzuarbeiten, und dafür gibt es - neben der Abgehobenheit - noch einen weiteren Grund: Mir hat noch niemand plausibel machen können, dass die moderne theologische Sprache überhuapt noch einen Sinn enthält. Es mag ja sein, dass ich zu blöde und zu lustlos bin, einige der angebotenen Dinge zu verstehen, aber bislang war es jedes Mal so, dass wenn ich mich eingearbeitet habe und endlich verstanden habe, worum es ging (oder meinte, es verstanden zu haben) sich ein Gefühl tiefer Enttäuschung meiner bemächtigte, weil ich fand, dass es die Arbeit nicht wert war. Davon gab es ein paar interessante Ausnahmen, aber die Bilanz war insgesamt doch sehr negativ, was mich nicht gerade motiviert. Das sieht ganz anders aus, wenn ich moderne Philosophen lese, die auch ähnlich schwer zu verstehen sind, hinterher hatte ich meist (wenn auch nicht immer) das Gefühl, wirklich etwas gelernt zu haben. Ich scheue also schwere Lektüre nicht - ich habe Hegel und Marx gelesen, beides Schwergewichte (vor allem Hegel, der selbst bei Eingeweihten als "schwerer Stoff" gilt) und nicht gerade verständlich (was nicht für alles gilt bei Marx, aber beispielsweise für die drei Bände des Kapitals). 

Ebenso schwer sind wissenschaftliche Werke, aber auch bei diesen hatte ich bislang jedesmal das Gefühl, dass es sich gelohnt hat, weil sich mein Verständnis für diese Welt verbesserte, aber bei den modernen Theologen habe ich dieses Gefühl bislang sehr selten gehabt. Sicher, ich verstehe danach, wie (einige) Theologen denken, aber praxisrelevant ist etwas anderes. Und da ich außerdem mit meiner Zeit haushalten muss - ich habe schließlich noch einen Beruf, mit dem ich meine Brötchen verdiene - tendiere ich dazu, theologische Fachwerke schnell aus der Hand zu legen. Ich bin zwar nicht der Meinung von David Hume, dass man Werke, die keinen praktischen Nutzen haben, besser verbrennen sollte, ich sehe aber auch keinen Sinn darin, meine karge Zeit damit zu "verbrennen". Mehr als eine Reihe kühner Behauptungen und tiefgreifender, aber letztlich sinnloser metaphysischer Spekulationen habe ich nicht finden können. Man mag das anders sehen, wenn man einen Glauben hat, den man vertiefen möchte, aber mir fehlt dazu schon die Grundvoraussetzung.

3. Irrelevanz

Aus der Abgehobenheit folgt zum Teil auch schon die Irrelevanz. Aber das alleine ist es nicht, es kommen noch zwei weitere Gründe hinzu, denn kaum ein Gläubiger glaubt aus den Gründen, die in modernen theologischen Werken verbreitet werden. Dann ist da noch der Grund, dass ich viele der Argumente einfach für falsch befunden habe. Das folgt daraus, dass sich die moderne Theologie meist nicht - wie man meinen könnte - sich auch mit der modernen Philosophie beschäftigt, sondern mit einer Philosophie, die meist schon seit mehr als 100 Jahren veraltet ist. 

Aber wichtiger ist, dass die Mehrheit der Gläubigen weder mit moderner Theologie beschäftigt noch dass diese einen Einfluss auf ihren Glauben hat. Viele Menschen glauben einfach an die Wunder in der Bibel, auch wenn die modernen Theologen längst festgestellt haben, dass es diese Wunder so nie gegeben hat. So ist der von der modernen Theologie längst entlarvte Irrglauben, dass das Alte Testament Jesus prophezeit habe, auch immer noch im Internet vertreten. Es wird immer noch von hinreichend vielen Menschen an die wörtliche Wahrheit der Bibel geglaubt, obwohl kaum ein moderner Theologe diese Ansicht noch vertritt. In diesen und anderen Aspekten weiß ich mich mit einer großen Anzahl theologischer Fachleute einig. Den Auszug aus Ägypten (Exodus) hat es in dieser Form nie gegeben, es gab keine weltumspannende Sintflut, die Israeliten haben Israel nicht nach einer Reihe von Kriegen besiedelt, die Mauern von Jericho standen schon lange nicht mehr, als die Israeliten ihre Posaunen erschallen ließen, Jesus war ein Jude, der das Judentum reformieren (und nicht ablösen) wollte, Jesus wollte auch keine Kirche schaffen usw. usf. Aber genau das wird vielerorts immer noch geglaubt.

4. Intellektuelle Redlichkeit?

Die modernen Theologen betreiben eine Art "Geheimwissenschaft". Was sie "unter sich" lehren, das predigen sie meist nicht, und was von ihnen gepredigt wird (wenn sie später einmal als Pfarrer tätig sind) ist selten dass, was sie gelernt haben. Es gibt eben eine moderne Theologie für die Theologen und eine für das Volk. Bricht jemand das Schweigen, so droht ihm der Entzug der Lehrerlaubnis (so geschehen bei den Professoren Uta Ranke-Heinemann oder Gerd Lüdemann), ebenso bei öffentlicher Kritik (so bei Prof. Hans Küng, der die päpstliche Unfehlbarkeit angezweifelt hatte). 

In diesem Zusammenhang ist die Reaktion auf das Buch von Karlheinz Deschner (
1996a) Abermals krähte der Hahn. Eine kritische Kirchengeschichte. interessant. Deschner hatte Ergebnisse der modernen Theologie so aufbereitet, dass sie für Laien verständlich wurde (derselbe ebenso in Der gefälschte Glaube. Die wahren Hintergründe der kirchlichen Lehren.). Zu dem Buch "Abermals krähte der Hahn" äußerte damals ein Professor für evangelische Theologie im Rundfunk, dass dieses Buch ja schön und gut sei für Theologen, dass es sachlich nicht anzuzweifeln sei, aber das dieses Buch eben nicht in die Hände von Laien gehöre. 

Deschner wurde und wird in Kirchenkreisen von einigen daraufhin als jemand gebrandmarkt und beschimpft, der Lügen verbreite, was auf die Urheber derartiger Märchen zurückfällt, hatte Deschner doch lediglich berichtet, was in Theologenkreisen veröffentlicht wurde. Wenn Deschner falsche Informationen verbreitet, dann verbreitet er das, was die Theologen an den Hochschulen lehren! Wenn das Lügen sind, dann sind die Theologen mehrheitlich prfessionelle Lügner, die Lügen lehren und veröffentlichen. Wenn es keine Fehlinformationen sind, dann lügen die Theologen, die Deschner als Lügner hinstellen. Siehe auch das Zitat von Brecht am Ende dieser Seite! 

Inzwischen wird "nur noch" verbreitet, Deschner sei einseitig, weil man ihm bislang von Seiten kirchlicher Theologen noch nicht dabei erwischt hat, falsche Informationen zu verbreiten (dazu müsste man sich ja auch selbst entlarven) [
2]. Wenn X lügt oder irrt, dann ist es selbstverständlich einseitig, wenn man ihn der Lüge oder des Irrtums bezichtigt. Die Wahrheit ist oft einseitig, sie ist selten ausgewogen, sie ist meist parteiisch. In der Kirche wird gepredigt, dass Jesus gesagt habe "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie" (im Gleichnis von Jesus und der Ehebrecherin,
Johannes 8:7). Dass dieses Gleichnis später in den Text eingefügt wurde, daher nicht von Johannes stammt und wohl kaum auf Jesus zurückgeht, ist unter Theologen bekannt  [3]. Wird es den Laien erzählt? Selten, aber eben durchaus mit Ausnahmen, siehe die Anmerkung zum vorvorigen Satz. Sind diejenigen wie der Theologe Langbein also auch einseitig? Nein, sie sind nur ehrlich! Leider sind viele Theologen zwar zu ihren Fachkollegen ehrlich, aber den Laien wird die Wahrheit vorenthalten, was man auch als die geschicktere Form des Verbreitens von Irrtümern bezeichnen kann. 

Man könnte sich auch als Laie ein Bild davon machen, in dem man die Werke der Theologen liest, aber wer macht das schon, wenn diese Werke oft aufgrund ihrer Sprache schwer zugänglich sind? Wer aber unter den Pfarrer und Pastoren diese Dinge, die ihm an der Hochschule beigebracht worden sind, den Laien verschweigt, "weil sie damit nicht richtig umgehen können" (so eine verbreitete Ausrede), den kann und muss man nicht nur wegen seiner "Einseitigkeit" tadeln, sondern mindestens des Verschweigens der Wahrheit beschuldigen, wenn nicht sogar der Lüge. Die überwiegende Mehrheit der Pfarrer und Pastoren, wenn man sie privat zur Rede stellt, sind dann aber durchaus bereit, einem die Wahrheit zu erzählen, aber warum nicht gleich so? Warum erst, wenn man nachfragt? Sollten nicht auch Theologen gleich mit der Wahrheit herausrücken, in der Öffentlichkeit, ohne dass man sie genauer ausfragt? Welches Verhältnis muss man zur Wahrheit haben, wenn man diese für so bedrohlich hält, dass man sie lieber verschweigt? Kann einen die Wahrheit in die Irre führen? Und sollte es nicht jedem selbst überlassen werden, was er als Wahrheit akzeptiert? Aber dazu müsste man ihm wenigstens die Chance geben, diese erst zu hören! 

Es ist eine Form des "für unmündig halten". Theologen scheinen die Mehrheit der Menschen für unmündig oder unfähig zu halten, mit der Wahrheit umzugehen, also wird sie nur teilweise, häppchenweise, erzählt, so dass der Hörer fast schon zwangsläufg zu gewissen Irrtümern gelangen muss . Dies wird versteckt hinter einer Sprache, die meist zwei Bedeutungen hat, eine, die offensichtlich ist, und eine, die man nur verstehen kann, wenn man die Fachsprache der Theologen genau kennt  [
4]. Bei einem Wissenschaftler kann es sein, dass man ihn schlicht nicht versteht, wenn er etwas sagt - nicht weiter schlimm. Bei einem Theologen kann es sein, dass man ihn völlig missversteht, aber meint, ihn verstanden zu haben. Letzteres finden wir auch bei Juristen, aber denen kann man nicht Absicht vorwerfen, sie verwenden nunmal Deutsch wie eine Fremdsprache ("Juristendeutsch"). Theologen, so scheint mir, werden auch darauf getrimmt, vielleicht auch nicht mit Absicht, aber mit dem Effekt, dass man immer einen Theologen braucht, um die Bibel überhaupt verstehen zu können. Juristische Abhandlungen werden für Juristen geschrieben - leider, aber das ist eine menschliche Schwäche - und die Bibel wurde für die modernen Theologen geschrieben (alle davor müssen sich irgendwie geirrt haben), das scheint mir eine göttliche Schwäche zu sein - oder wieder mal eine menschliche Schwäche, die Gott untergeschoben wird? Jedenfalls habe ich immer den Eindruck, man könne die Bibel nur dann verstehen, wenn man die Theologie des 20. Jahrhunderts studiert hat. Die armen Theologen davor, die das nicht konnten!

5. Fazit

Mich berührt es nicht sonderlich, wenn mir vorgeworfen wird, dass ich mich nicht ausreichend mit moderner Theologie beschäftige. Mir ist die Zeit und der Platz auf meiner Website dafür zu schade. Gelegentlich greife ich auf die Kritik der modernen Theologie zurück, aber ich enthalte mich einer Diskussion über abgehobene und teilweise abseitige Themen. Ich finde auch nicht viel Einleuchtendes in der Kritik der klassischen atheologischen Argumente, und wenn, dann sind es altbekannte Denkmuster, ausgedrückt in einer schwer verständlichen Sprache, die zwar wie Deutsch erscheint, in der aber deutsche Begriffe abseits ihrer Definition in Wörterbüchern verwendet wird. 

Es gibt noch einen weiteren Grund, den Prof. Gerd Lüdemann (ein wegen seiner unorthodoxen theologischen Sichtweise seines theologischen Lehrstuhls enthobenen Neutestamentlers) genannt hat, und den ich hier sinngemäß wiedergeben muss, weil ich das Originalzitat nicht wieder finde: Es hat keinen Sinn, in der Theologie mit Leuten zu diskutieren, die von der Theologie leben, solche Diskussionen sind stets unfruchtbar. Ich denke, seiner Erfahrung kann ich mich nur anschließen. Es ist ohnehin auffällig, wie gering das Ansehen von (gerade modernen) Theologen bei Ex-Theologen wie auch etwa Uta Ranke-Heinemann ist, deren Bücher eine ganze Reihe von Seitenhieben auf ihre früheren Kollegen enthalten. Da spielen natürlich auch Abgründe von menschlichen Enttäuschungen eine Rolle. Immerhin kommt eine Unterstützung von "abgefallenen" Ex-Theologen so gut wie nie aus dem theologischen Lager. Das ist in der Wissenschaft und in der Philosophie anders, wo es niemandem übel genommen wird, wenn er nach reiflicher Überlegung die Seiten wechselt. Dort hat man gelernt, mit abweichenden Meinungen der Kollegen umzugehen, während Theologen das weder gelernt haben noch beherrschen. Es gibt wenig Nachsicht mit Kollegen, die vom Glauben abgefallen sind, das ist das typische Schwarz-Weiß-Denken der Ideologen. 

Theologen, so scheint es mir, scheuen ohnehin die öffentliche Diskussion. Ich lasse mich in dieser Hinsicht aber gerne eines Besseren belehren. Falls also ein Theologe gerne eine öffentliche Diskussion mit mir führen möchte, beispielsweise, in dem er seine Kritik an meiner Website artikuliert oder über die Existenz Gottes eine Debatte mit mir führen möchte, so bin ich gerne bereit das zu tun - aus praktischen Gründen sollte das Thema aber eng eingegrenzt werden. Auch wenn ein Theologe gerne sachliche Korrekturen an meiner Website vornehmen möchte, bin ich dazu bereit, die Kritik zu akzeptieren, sofern sie fundiert ist. Ich akzeptiere auch Gastbeiträge, auch von Theologen, meine Website könnte so ein Forum werden für eine öffentliche Auseinandersetzung. Ich bin gerne zu einem Disput bereit, mit Theologen wie auch mit Nichttheologen. Themenvorschläge wären: Warum sollte man an Gott glauben? Wie kann Glauben zu unserer Erkenntnis der Wahrheit beitragen? Was ist Wahrheit? 

Aber der vage Hinweis darauf, dass die modernen Theologen es besser wissen als ich, der reicht mir nicht. Aber zur Korrektur von Irrtümern und Vorurteilen bin ich gerne bereit. 

Konfusius, er zitiert: "Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher." (Bertolt Brecht (1898-1956))

6. Anmerkungen

Anmerkungen:

 

1.   Siehe das Buch Neuner, Roos, Rahner, Weger :1992, Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, Friedrich Pustet, Regensburg. In diesem Buch wird verbindlich festgelegt, woran Katholiken zu glauben haben. Aber es ist schwer geworden, Katholiken zu finden, die dieses Werk kennen und selbst unter denen, bei denen das der Fall ist, jemanden zu finden, der nicht eine sehr eigenwillige Interpretation der dort niedergelegten Lehrsätze hat.

2.    Wenn es um Daten und Fakten zur Geschichte des Glaubens und der Kirche geht, ist Deschner eine der zuverlässigsten Quellen, die wir momentan haben, und zwar mit großem Abstand. Wenn es bei Deschner steht, dann stimmt es auch und hält fast immer sorgfältigster Nachprüfung stand. Und wenn es dazu abweichende Auffassungen gibt, so findet man diese auch meist bei Deschner, der auch lobende Worte findet, beispielsweise über den Papst Johannes XXIII. Wer also ist einseitig: Deschner oder seine Kritiker? Besonders auffällig ist auch, dass in Kreisen von Gläubigen auf Deschner vor allem von denen herumgehackt wird, die nie auch nur eines seiner Bücher gelesen haben. Auch das ist einseitig, wer ihn verdammt, sollte ihn wenigstens auch gelesen haben und nicht nach dem Hörensagen Irrtümer über ihn weitererzählen.

3.    Siehe dazu auch das grundehrliche Buch des Theologen (!) Langbein: Lexikon der Irrtümer des Neuen Testaments, in dem im Kapitel "E wie Ehe, Ehescheidung und Ehebruch" auf den Seiten 201-203 dieser Irrtum aufgeklärt wird. Es wäre völlig falsch und weitaus überzogen, alle Theologen in Bausch und Bogen zu verdammen, es gibt viel zu viele Theologen wie Langbein, auf die dieser Vorwurf nicht zutrifft, denn sein Buch ist eindeutig für theologische Laien geschrieben.

4.    Für Theologen ist das ziemlich naheliegend, weil auch die Bibel so gelesen wird - nicht, was steht im Text und was wollte der Autor uns sagen, sondern wie kann man das so interpretieren, wenn man alle modernen exegetischen Kunststücke so verwendet, dass man daraus noch Honig für seine Theologie saugen kann. Wobei - so richtig modern ist das auch nicht, weil schon immer gemutmaßt wurde, dass die Bibel mehrere Bedeutungen in ihrem Text hat, eine offensichtliche, eine verborgene, eine für Hans, eine für Franz. Wie Prof. Buggle mir einmal sagte, würde man einen Philologen, der bei der Textinterpretation so vorgeht wie ein Theologe, an der Universität aus dem Seminar werfen, weil das eine Verstoß gegen die intellektuelle Redlichkeit sei. Aber damit nehmen es viele Theologen nicht so genau - vor allem, wenn sie vor Laien reden. (Zurück)

Gastbeitrag von: Volker Dittmar

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Kommentare: 1
  • #1

    WissensWert (Donnerstag, 08 Dezember 2016 16:04)

    http://m.tagesspiegel.de/wissen/ist-theologie-eine-wissenschaft-lehre-unter-denkmalschutz/11588538.html?utm_referrer=http%3A%2F%2Fm.facebook.com%2F

    "Der Glaube will zwar höher sein als alle Vernunft, die Theologie jedoch ist untervernünftig und unterschreitet in ihrer Kerndisziplin das wissenschaftliche Niveau einer Universität. Ihre Erkenntnisse – auch das geben Theologen zu – sind nicht intersubjektiv vermittelbar, also für eine größere Zahl an Menschen gleichermaßen nachvollziehbar. Sie sind nicht methodisierbar, weil wissenschaftsfremde Faktoren (man könnte auch sagen mythologische Reste; sehr beliebt sind hier der Heilige Geist oder die Heilige Schrift) mit in die Beweisführung eingebaut werden.

    Die Glaubensgrundlagen sind, wie sie in den Bekenntnissen der Kirchen fixiert sind, intellektuell schon lange nicht mehr haltbar. Der dogmatische Gott der Kirchen ist tot, und der übrig gebliebene „historische Jesus“ ist eher spröde und hat erstaunlich wenig zu bieten. Dogmatiker wissen dies, dennoch ist es ihre Aufgabe, die Denkmöglichkeit ihrer eigentlich längst hinreichend widerlegten Religion zu erweisen. So ist es typisch für ihre Dogmatiken, dass ihr Wirklichkeitsverständnis wie ein Ping-Pong-Ball hin und her springt.

    Eine „moderne“ Theologie kann es aus Prinzip nicht geben. Denn eine Theologie, die sich den wissenschaftlichen Fakten ehrlich stellen würde, müsste sich eigentlich wegen hinreichend belegter Gegenstandslosigkeit selbst auflösen. Stattdessen tut man geschäftig und bastelt in den theologischen Parallelwelten weiter kreativ an Scheinlösungen für Scheinprobleme."


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