„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

Santa Marta

In den letzten drei Monate war ich primär an der Ostküste Kolumbiens reisen. Meine Homebase war dabei ein Airbnb in Santa Marta. Hier einige Highlights:

1. La Ciudad Perdida

Tour durch den kolumbianischen Dschungel mit dem Highlight Ciudad Perdida:

2. Motorradtour durch Magdalena

Motorradtour durch die Bergregion von Magdalena:

3. Tayrona-Nationalpark

Wanderung vom nördlichsten Punkt (Eintritt nahe Taganga) zum südlichsten Punkt (Los Naranjos) des Tayrona-Nationalpark. Ich habe viele Affen gesehen und an einsamen Karibikstränden gezeltet. Es war wunderschön!

4. Santa Marta

Ich erlebe hier lieber Dinge als darüber zu bloggen. Allerdings habe ich nach meinem ersten Tag in Santa Marta einem guten Freund eine Nachricht geschickt. Diese gibt einen Einblick in mein Leben hier und kopiere ich hier gerne rein:

Heute war mein erster voller Tag in Santa Marta, gestern bin ich hier angekommen.

Gestern musste ich nach der Ankunft in meinem Airbnb warten, bis die Wohnung gesäubert ist. Also bin ich losgelaufen und habe die Stadt erkundigt. Am Placa Bolivar haben mich zwei Frauen - vielleicht 35 und 50 Jahre alt - länger angesehen und ich bin zu ihnen hin und habe sie angesprochen. Wir haben in einem wunderschönen Park Würfel gespielt, viel gesprochen und gelacht. Danach bin ich weiter gelaufen. Von einer älteren Dame wollte ich Wasser kaufen. Eine jüngere kam hinzu und wir wir begannen wieder uns zu unterhalten. Irgendwann fragte ich, ob den Michel (die jüngere Dame) die Tochter der älteren sei. Michel druckste ein wenig rum. Die ältere Dame erklärte mir, dass Michel hier als Prostituierte arbeitet und ihre drei Kinder durchfüttern muss. Sie ist Wirtschaftsflüchtling aus Venezuela. Ich sagte ihr, dass das kein Problem ist und ich Verständnis für ihre Situation habe, schenkte ihr ein Lächeln. Wir tranken ein Wasser, lachten wieder viel.

Heute habe ich sie wieder am Strand getroffen. Sie besitzt kein Handy und arbeitet nach Nachfrage, daher ist Kommunikation aus der Ferne oder Planung schwierig. Wir gingen zusammen zum Strand, aber nicht ins Wasser, da sie sich kein Bikini leisten kann.  Sie kuschelt sich an mich, ich mache ihr klar, dass sie das nicht machen muss, ich verbringe gerne Zeit mit ihr und habe zuhause Reis und Gemüse gekocht, wenn sie will, kann sie das Essen und sich bei mir duschen. Wir gehen zu meiner Wohnung und haben sex. Sie verlangt kein Geld, sie mag mich, mag, wie ich mit ihr umgehe, sagt, dass war ihr schönster Tag seit Jahren. Danach gehen wir zu ihren Kindern. Die drei (das älteste Kind lebt in Venezuela) leben in einem Raum, auf dessen Boden eine Matratze und an dessen Decke ein Ventilator ist. Mehr nicht. Das Zimmer befindet sich in einem Haus, in dem die Frauen auch arbeiten. Viele Leute schreien sich an, ohrfeigen sich, es riecht nach Marihuana. Michell ist erschöpft und legt sich hin. Ich passe stundenlang auf die Kinder auf. Obwohl die Kinder in so widrigen Umständen aufwachsen, steckt so viel Freude und Dankbarkeit in ihnen, wir sind für ein paar Stunden voller Leben. Vor Kurzem bin ich zurück zu meiner Wohnung gegangen. Es bleibt ein schweres Gefühl. Es gibt hier viele Leute, die Hilfe benötigen, ich werde nicht sie wählen und finanziell groß unterstützen. Aber es fühlt sich auch schwer an, in mein gutausgestattetes Airbnb zurückzugehen, während die anderen drei häufig hungrig auf einer Matratze in einem quasi-Bordell zu Bett gehen.

Aber vor allem bleibt ein positives Gefühl. Es waren erste 36 Stunden voller Begegnungen, voller Erlebnisse, voller schöner Momente.

Wenn ich Michelle das nächste Mal sehe, werde ich sie zu einem Menu del Dia einladen und ihren Kindern etwas zum Essen mitbringen. Und ich werde darauf bestehen, dass wir keinen Sex haben. Sie will Sex mit mir, sie ist eine von wenigen Frauen, die ich kenne und die noch promiskuitiver ist als ich das bin. Aber mein Gefühl sagt mir, dass es ihr gut tun wird, wenn ihr jemand etwas Gutes tut und dann keinen Sex von ihr Will; wenn ihr jemand ein schönes Erlebnis und Hilfe bieten möchte, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen. Stattdessen werde sie fragen, ob sie mit mir bei Sonnuntergang und guter Musik am Strand tanzen möchte. Mein Gefühl sagt mir, dass sie wie ich auch ein Gefühl für die schönen Dinge im Leben hat; dass sie dabei viel mehr fröhlich im Moment und auch viel dankbarer für die schönen Dinge im Leben sein wird, gerade weil sie schon viel Schlimmes erlebt hat. Dass ich mit ihr viel näher an das komme, was mir im Zwischenmenschlichen wichtig ist, als mit Vielen, denen es materiell viel besser geht.

 

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